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Blumenniederlegung am Clara Zetkin Denkmal

zum Internationalen Frauentag

Einen herzlichen Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer heutigen Kundgebung anlässlich des Internationalen Frauentags und des 100-jährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts! 

Gemeinsam mit der Leipziger Städtegruppe von Terre des Femmes e.V. haben wir zur Blumenniederlegung am Clara Zetkin Denkmal aufgerufen. Wir freuen uns, dass so kurzfristig rund 50 Personen unserer Einladung gefolgt sind und wir auch das "Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Leipzig" sowie das Wetter auf unserer Seite hatten! 

Nach einer einleitenden Rede der Vorstandsvorsitzenden von Terre des Femmes, Frau Dr. Godula Kosack, legten wir jeweils eine rote Nelke für Clara Zetkin nieder und sprachen unsere persönlichen Wünsche für die Zukunft der Frauenbewegung aus:

"eine Welt ohne häusliche Gewalt"

"mehr Frauen in der Politik"

"die Abschaffung schädlicher Abtreibungsgesetze für Frauen"

"eine Welt ohne Ehrenmorde"

"eine Frauenquote, bis sie nicht mehr nötig und eines Tages wieder abgeschafft werden kann"

"Freiheit für Frauen in der islamischen Welt" 

"gleiche Bezahlung für Frauen und Männer"

"eine Welt ohne Genitalverstümmelung"

"Zugang zu Bildung für Frauen weltweit"

uvm.

Mit freundlicher Genehmigung veröffentlichen wir die Rede von Dr. Godula Kosack, Vorstandsvorsitzende von Terre des Femmes e.V.: 

Dass wir Frauen uns heute so zahlreich auf öffentlichen Plätzen versammeln, ist auch in unserer Zeit nicht selbstverständlich. Artikel 8 des deutschen Grundgesetzes (GG) verbürgt die Versammlungsfreiheit. Und Art. 3 Abs. 2 GG, "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" gibt uns Frauen das Recht, uns in jedwede öffentliche Debatte einzubringen. Jedoch: Viele Länder verweigern ihren Bürgerinnen und Bürgern die Freiheit, sich öffentlich zu versammeln und ihre Belange zum Ausdruck zu bringen (z.B. China oder Nordkorea), und viele Länder verweigern ihren Frauen die vollen Bürgerrechte. In 25 Ländern weltweit haben Frauen nicht dieselben Bürgerrechte wie Männer, 12 davon im Nahost und Nordafrika. Frauen dort sind lebenslänglich der Vormundschaft eines Mannes –Vater, Bruder, Ehemann oder gar Sohn - unterstellt, haben oft nicht das Recht, ihren Lebenspartner selbst zu wählen, sie haben kein Recht auf ihre eigene Sexualität und keine Selbstbestimmung über die Anzahl der Kinder, die sie gebären. In vielen dieser Länder ist zurzeit Krieg, und Frauen fliehen in unser Land, um hier Sicherheit und auch individuelle Freiheit zu erleben. Wir sagen WILLKOMMEN! 
Willkommen im Land der Gleichberechtigung und der garantierten individuellen Freiheit!

Aber auch in unserem Lande durften Frauen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht am öffentlichen Leben teilnehmen, sie durften sich nicht versammeln, sie durften nicht publizieren, sie waren nicht erbberechtigt, sie mussten gar um das Recht auf Erwerbstätigkeit kämpfen. Wir feiern gerade 100 Jahre Frauenwahlrecht, ein Recht, das ebenfalls hart errungen wurde.
Wir sind stolz darauf, dass wir Frauen all diese Freiheiten jetzt auch gerichtlich einklagen dürfen, wo sie uns verweigert werden. Und wir sind noch auf dem Vormarsch: Paritätsgesetze, Quotenregelungen wollen weiterhin noch durchgesetzt werden. Und die Paragraphen 218 und 219a bringen wir auch noch zu Fall!

Aber dann gibt es in unserem Lande ein großes ABER! Mitten unter uns – jedoch gar nicht so sichtbar – leben viele Frauen, die für sich keine individuellen Freiheiten in Anspruch nehmen dürfen – weil es ihre Religion oder auch ihre Tradition oder einfach patriarchale Strukturen, die mit ihnen und ihren Männern in unser Land eingedrungen sind – nicht erlauben. Sie machen sich unsichtbar, indem sie nicht oder kaum oder nur in männlicher Begleitung das Haus verlassen, indem sie zumindest ihre Haare – als Ausdruck ihrer körperlichen Anziehungskraft - unter einem Kopftuch verbergen oder gar nur voll verschleiert auf die Straße gehen. 

Das Kopftuch ist nicht einfach ein Kleidungsstück oder ein modisches Accessoire. Es steht für Geschlechterapartheid, für ein Weltbild, in dem die Dominanz der Männer gilt. Das Kopftuch ist kein religiöses Symbol, denn nirgends im Koran wird es vorgeschrieben. Gewiss, es wird oft aus persönlicher und auch religiös begründeter Motivation getragen. Das muss jede Frau so halten, wie sie will – oder wie sie glaubt zu wollen. 

Aber was wir auf jeden Fall fordern müssen, ist dass die Töchter aus diesen streng patriarchalen Familien eine Chance in unserem Lande bekommen. Sie sollen nicht von klein auf zur Demut, zu einer spezifisch weiblichen Rolle, zur Vorsicht vor dem Umgang mit Jungen getrimmt werden. Als Erwachsene haben sie dann kaum die Chance, dieses Accessoir wieder abzulegen, weil sie sich so daran gewöhnt haben, dass sie sich nackt fühlen würden.

Alle Mädchen in unserem Lande sollen frei sein!

Sie sollen frei sein für:
- den Wind in den Haaren und die Sonne auf der Haut
- das Wasser an Kopf und Körper beim Schwimmen und Tauchen 
- spontane Bewegungen beim Spielen und Toben
- unverhülltes, selbstbestimmtes Denken und Handeln
- den weiten Blick in die Welt und für die eigenen Möglichkeiten 
- die Chance auf gesunde Entwicklung an Körper und Seele

Sie sollen
DEN KOPF FREI HABEN 
von:
- Gesundheitsrisiken durch Licht- und damit Vitamin D-Mangel
- allgemeinen Entwicklungsstörungen durch Bewegungsmangel
- gefühlter und echter Zurücksetzung gegenüber den "freien" Jungs  
- Sexualisierung des kindlichen Körpers als Lustobjekt
- dem "Feindbild Mann" als stetige sexuelle Bedrohung
- Drill zu einer traditionell minderwertigen Rollen-Identität als Frau
- dem Ausschluss aus vielen Lebensbereichen durch Verschleierung 
 

Sie sollen frei sein!

Unterstützen Sie die Forderung von TDF, indem Sie die Petition unterzeichnen